Sonntag, 11. Dezember 2016

Martha-Mavroidi-Trio

Heute war das Martha-Mavroidi-Trio auf der Bühne der Freien Klänge zu hören.
Martha Mavroidi – electric lafta, saz, voice
Giorgos Ventouris – doublebass
Stratis Psaradellis – politiki lyra

Das Konzert beginnt mit leisen, dunklen Melodien, bei denen die griechische Lautenistin und Sängerin Martha Mavroidi von Giorgos Ventouris am gestrichenen Baß und Vaggelis Karipis an der dreiseitigen Lyra begleitet wird. Später, als sie zu singen beginnt, hört man ruhige Lieder, denen man einfach vom Gefühl her folgen und lauschen möchte. Alte Liebeslieder (wie das vom Vogel, der sein Nest baut und dann zu seiner Braut fliegt) sind ebenso darunter wie Tänze. Musik, die sich aus Quellen rund um das Mittelmehr speist, wie Martha Mavroidi erklärt, Musik aus der griechischen Heimat der drei Musiker, aus Bulgarien, Armenien oder der Türkei. Eine Besucherin meinte auch mazedonische Töne herausgehört zu haben. Gelegentlich mischen sich Einflüsse des europäischen Jazz in die alten Melodien. Das machen die Musiker dann aber vorsichtig und den traditionellen Charakter der Musik erhaltend. Mitunter wird in den Titeln der Stücke die gemischte Herkunft der Musik hörbar gemacht. So bei Kopanitzadam (einer in Amsterdam entstandenen Bearbeitung der bulgarischen Tanzmelodie Kopanitza). Heraus kommt eine Weltmusik, die sich eher am Orient als am Okzident anlehnt. Gut hörbar und durchaus auch schwungvoll.

Wenn die Musik langsamer wird, die gezupften Töne der Laute leise und unisono von Lyra und Baß begleitet werden, bekommt sie etwas hypnotisches. Später nutzt Martha Mavroidi moderne Loop-Technik und singt sich selbst eine mehrstimmige Vokalbegleitung ein, einen elektronisch erzeugten Frauenchor.   

Bei den Freien Klängen hat es sich Warnfried Altmann zur Gewohnheit gemacht, am Ende der Pause ein Gedicht vorzutragen. Diesmal wählte er eine Dichtung von Friedrich Hölderlin: einen Auszug aus dem Briefroman "Hyperion", in dem Hölderlin, sich Ende des 18. Jahrhunderts in Griechenland befindend, eine interessanterweise sehr aktuelle Sicht auf Deutschland liefert: "Ich kann kein Volk mir denken, das zerissner ist als die Deutschen" heißt es da. Martha Mavroidis' Kommentar dazu: "Philosophy is the most common ground of the Germans and the Greeks".

Am Beginn des zweiten Set zupft der Baß eine sich wiederholende, aus nur zwei Akkorden bestehende Grundmelodie, die sich beinah wie Morsezeichen unter den Gesang legt, zum noch betörende Töne der Lyra hinzukommen. Wen Mavroidi dazu singt, ist sie nahe am griechischen Original. In den Instrumentals tauchen dann aber auch wieder Jazz-Einflüsse auf. Das Publikum war begeistert und ließ die Musiker nicht ohne Zugaben gehen. "May my voice like a light from a star that come down and find you", übersetzte Martha Mavroidi ihren letzten Titel, eine griechisch-türkische Melodie.   


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