Donnerstag, 17. Mai 2018

Vorschau Juni

Am Sonntag, dem 10. Juni werden die Talking Horns bei den Freien Klängen zu hören sein. Ab 19 Uhr in der "Kulturwerkstatt", der kleinen Bühnen hinter dem Café "Stübchen" in der Festung Mark.
Achim Fink – Posaune, Basstrompete, Tenorhorn, Sousaphon
Andreas Gilgenberg – Altsaxophon, Sopransax, Altflöte, Bassklarinette
Stephan Schulze – Posaune, Bassposaune, Tenorhorn, Sousaphon
Bernd Winterschladen – Tenor-/Baritonsaxophon, Bassklarinette

Die Talking Horns „erzählen“ mit ihren Instrumenten höchst unterhaltsame Geschichten aus der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft. Kopf und Bauch werden gleichermaßen bedient: Für Puristen und Schubladen-Denker unerhört. Der/die „Durchschnittshörer/in“ (so es sie denn überhaupt gibt) haben dabei ebensoviel Spaß wie Jazz-Kenner, Freunde der Kammermusik oder jene, die es lieben, wenn es „groovt“.

Das Repertoire wächst beharrlich wie auch die Gemeinde der Freunde akustischer Kunst. Das aparte Erlebnis, musikalische Tiefe ohne Verstärker, Pixel, Pomp und Videoclips zu erreichen, gedeiht besonders in guter akustischer Umgebung: Daher auch der Hang der talking horns, wohlklingende Räume aufzuspüren. Und manches Museum, Industriegebäude oder Burggemäuer wird somit zum Konzertsaal.

Also sprechen die vier Männer mit ihren Blech- und Holzinstrumenten durchs Horn. Alle möglichen Facetten von schlichter, manchmal idyllischer Homophonie und kammermusikalischer Qualität bis hin zu komplexer Polyphonie und Poly-Rhythmik werden in einer für jeden direkt zugänglichen universellen musikalischen Sprache umgesetzt. Melodien mit Ohrwurmcharakter entfalten sich über raffinierten rhythmisch-harmonischen Grundgerüsten.

Die sich entwickelnde erstaunliche Vieldimensionalität der Stücke erinnert bisweilen an die Struktur ausgefeilter klassischer Streichquartette. Die große Faszination der Talking Horns liegt vor allem darin, dass sie ihren fantasievollen musikalischen Mikrokosmos mit sparsamen Mitteln entfalten: Messer scharfe Bläsersätze wechseln mit lyrischen Passagen und gelegentlich reflektiert der musikalische Horizont auch avantgardistische Kammermusik. Durch permanenten Rollenwechsel erreichen die Talking Horns eine orchestrale Dichte.

Und was bedeutet Jazz für die Talking Horns: „Die vorhandenen Mittel mit all ihren Möglichkeiten kompositorisch zu nutzen, improvisatorisch zu gestalten und zu umspielen.“

Sonntag, 13. Mai 2018

Duo Dong Dix + Viktor Kalinke

Heute gab es bei den Freien Klängen ein Lesekonzert. Die Weisheit chinesischer Philosophen traf auf die Musik des Duo Dong Dix.
Ya Dong – Pipa
Wolfram Dix – Percussion
Viktor Kalinke – Lesung, Übersetzung aus den Chinesischen

Ya Dong mit ihrer Pipa, der chinesischen Laute, und Wolfram Dix mit seinem akustischen und elektronischen Schlagzeug kamen von musikalisch völlig unterschiedlichen Erdteilen – und doch oder gerade daraus ergab sich ein sehr interessantes und reizvolles Zusammenspiel. Zumal Ya Dong nicht nur traditionelle chinesische Melodien spielte, sondern auch in der europäischen Musik zu Hause war. Und hörte ich da bei einem Stück tatsächlich Anklänge der Filmmusik zum "Dritten Mann" heraus (was ja vom Instrument bzw. von der gezupften Spielweise der Laute her gar nicht so abwegig wäre)? Wolfram Dix wiederum konnte auf seinem Percussion-Instrumentarium auch meditiv-ruhige Klänge erzeugen, die die Laute nur leise begleiteten. Genau entgegengesetzt die Töne, die er aus seinem elektronisch verstärkten Schlagzeug holte, kräftig, laut und durch die Elektronik auch verfremdet tönt sein Schlagzeug solo durch die Festungsmauern.

Was Dix später über Dong sagte ("sie kann – was in der chinesischen Musik durchaus nicht üblich ist – auch sehr gut und frei improvisieren"), war dann auch im Programm zu merken. Wenn beide Musiker einander mit ziemlichen Spaß Melodien zuspielten, dann ging das ein wenig in die Wildheit jazziger Klänge über, wenngleich auch sehr zivilisert.

Das Konzert war ursprünglich als Duo angekündigt. Ganz kurzfristig wurde daraus ein Lesekonzert: Viktor Kalinke, Schriftsteller, Übersetzer und Verleger aus Leipzig, hatte bereits vor mehr als zehn Jahren Lesungen mit der Begleitung durch Wolfram Dix durchgeführt. Als er von dessen aktuellen Konzerten hört, vereinbarte er kurzfristig, zur Musik des Duos aus dem Buch des Philosophen Zhuangzi (365 - 290 v. Chr.) zu lesen.